Nach fünf Jahren intensiver Planung, Ausschreibung, Fertigung und Vorbereitung ist es nun soweit: Mit dem 15. August 2025 nehmen in Cottbus die Straßenbahnen der neuen Generation ihren regulären Betrieb auf. Für unsere Stadt bedeutet dies ein Ereignis von historischer Dimension – erstmals seit 35 Jahren sind neue Straßenbahnen auf den Gleisen unterwegs. In der über 120-jährigen Geschichte der Cottbuser Straßenbahn ist dies ein weiterer bedeutender Schritt in Richtung Zukunftssicherung des umweltfreundlichen Schienenverkehrs.
„Mit der heutigen Inbetriebnahme setzen wir ein starkes Zeichen für nachhaltige Mobilität, Barrierefreiheit und Komfort im Nahverkehr. Die neuen Bahnen sind nicht nur eine Investition in Technik, sondern auch in Lebensqualität für die Menschen in Cottbus und der Region“, betont der Geschäftsführer Ralf Thalmann der Cottbusverkehr GmbH bei der feierlichen Übergabe der Bahnen an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Cottbus.
Detlef Tabbert, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, erklärt: „Der öffentliche Personen-Nahverkehr in unseren Kommunen soll attraktiv für die Menschen sein und den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel erleichtern. Dafür brauchen wir die erforderliche Infrastruktur, also Schienen, Haltestelle und nutzerfreundliche Zugänge, aber natürlich auch moderne Fahrzeuge auf den Schienen. In beiden Bereichen gehen die Stadt Cottbus und das städtische Verkehrsunternehmen Cottbusverkehr vorbildliche Wege.“
Die Straßenbahnbeschaffung wurde in enger Kooperation mit den Projektpartnern Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder) umgesetzt. Gemeinsam konnte so eine europaweite Ausschreibung erfolgreich realisiert und vorhandene Fördermöglichkeiten optimal genutzt werden. Mittlerweile sind sieben von insgesamt 22 neuen Cottbuser Straßenbahnen vor Ort und werden sukzessive in den Probebetrieb überführt.
„Wir freuen uns, mit der Skoda Transportation Group einen verlässlichen Partner gefunden zu haben, der uns mit seiner Erfahrung und Innovationskraft überzeugt hat“, so die Geschäftsführung.
Die neuen Bahnen vom Typ ForCity Plus sind technisch und optisch ein deutlicher Fortschritt gegenüber den bisherigen Modellen der Tatra-Baureihe. Mit einer Breite von 2,40 Metern und einer Länge von 29 Metern bieten sie mehr Bewegungsfreiheit für alle Fahrgäste. Die Gesamtkapazität von 158 Fahrgästen umfasst 61 feste Sitzplätze und weitere sechs Klappsitze. Mit zwei Rollstuhlplätzen, einem Mehrzweckbereich für Kinderwagen und Rollatoren, einem ebenerdigen Einstieg über vier von sechs Türen und einer ausfahrbaren Rampe ist die Barrierefreiheit deutlich erweitert worden. Eine Klimaanlage, ein modernes Audiosystem für sehbeeinträchtigte Fahrgäste und ein digitales Fahrgastinformationssystem erhöhen den Komfort und sorgen für ein besseres Fahrgefühl. Damit werden die neuen Bahnen den Ansprüchen einer inklusiven Mobilität gerecht und sind optimal auf die Bedürfnisse von Familien, älteren Menschen und Fahrgästen mit Behinderungen zugeschnitten.
Die neuen Fahrzeuge ersetzen schrittweise ausgediente Tatra-Bahnen, werden aber zunächst parallel mit diesen im Einsatz sein. Der vertraute Anblick der Tatra-Fahrzeuge wird daher noch einige Jahre zum Stadtbild gehören. Der Einstieg in die älteren Modelle ist weiterhin sicher – durch eingebaute Rampen und hilfsbereites Fahrpersonal. Gleichzeitig schaffen die neuen Bahnen Kapazitäten für den Ausbau des Streckennetzes und die Verdichtung des Takts. So kann künftig flexibler auf die wachsende Nachfrage reagiert werden.
Die Finanzierung der ersten sieben Bahnen erfolgt aus Eigenmitteln der Stadt Cottbus und Mitteln der Stadt aus dem ÖPNV-Gesetz des Landes Brandenburg. Für die weiteren 15 Fahrzeuge konnte eine außergewöhnlich hohe Förderquote von 90 % durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg erreicht werden. Diese Mittel stammen aus dem Investitionsgesetz Kohleregionen und fließen in dieses Projekt als ein Baustein für die Strukturentwicklung in der Lausitz. Die Sparkasse Spree-Neiße stand dabei über die gesamte Zeit als Kreditgeber hilfreich zur Seite.
„Diese Finanzierungskonstruktion ist ein Paradebeispiel dafür, wie kommunale Zusammenarbeit, Landes- und Bundesförderung Hand in Hand gehen können, um Infrastrukturprojekte von solcher Tragweite zu ermöglichen“, erklärt Herr Thalmann. „Es ist nicht alltäglich solche Fördersummen zusammenzubekommen, ohne die ein solches Unterfangen nicht realisierbar wäre. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Cottbusverkehr die dieses Projekt ermöglicht haben und für deren intensive Arbeit.“
Mit der neuen Straßenbahngeneration werden nicht nur moderne Fahrzeuge in Betrieb genommen – es wird auch ein klares Bekenntnis zur Weiterentwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in Cottbus und der Region abgegeben. Die Kombination aus mehr Komfort, höherer Kapazität, besserer Barrierefreiheit und moderner Technik wird den Nahverkehr attraktiver machen und einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Für die Fahrgäste bedeutet dies: angenehmer reisen, leichter einsteigen und sicher ans Ziel kommen.
Oberbürgermeister Tobias Schick führt dazu aus: „Das ist ein Tag, der an die Aufbruchsära unter Oberbürgermeister Paul Werner mit den ersten Straßenbahnen 1903 erinnert. Ich spüre eine solche Aufbruchsstimmung auch heute mit dem Strukturwandel und den neuen, supermodernen Straßenbahnen als ein wichtiges und reales Symbol. Dabei ist und bleibt unsere Straßenbahn identitätsstiftend für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt und Teil des städtischen Stolzes. Ein moderner und umweltverträglicher öffentlicher Nahverkehr braucht jedoch mehr und stetige Aufmerksamkeit und Unterstützung von allen Partnern.“
Die heutigen Feierlichkeiten markieren somit nicht nur den Start eines neuen Fahrzeugtyps, sondern den Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte der Cottbuser Straßenbahn.
Dirk Jakisch als Leiter BO-Strab von Cottbusverkehr erläutert dazu: „Mit dem Übergang von den Tatra-Bahnen auf die neuen Modelle von Skoda, wurden gleich mehrere Fahrzeuggenerationen und technische Errungenschaften übersprungen. Damit sind wir technisch im Hier und Jetzt angekommen und fit für die Zukunft.“